zweite baumgeschichte

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Eine kurze Geschichte aus dem Wald

Es waren einmal zwei Zapfen, ein Kiefern- und ein Fichtenzapfen. Sie lebten jeder auf seinem Baum – bis zum großen Unwetter. Ein Sturm fegte über die Höhe und entführte die beiden von ihren Bäumen. In der Stunde der Angst ließen sie jeder schnell noch ihre Samen fliegen. Der Zufall wollte es, daß ein Kiefern- und ein Fichtensamen dicht nebeneinander auf der Erde landeten. Sie beschlossen jeder für sich an dieser Stelle zu keimen und zu einem neuen großen, starken Baum ihrer Gattung zu werden. Nach zwei bis drei Jahren bemerkten sie einander, da ihre Stämme sich berührten. Und die kleine Fichte verliebte sich in die kleine Kiefer. So wuchsen sie lange Jahre Stamm an Stamm und liebten sich und fingen das Licht und nährten die Vögel mit ihren Samen. …..
Der Fichte wurde es aber nach einer Zeit mit der einen Kiefer zu langweilig und sie beschloß sich ein wenig in der Welt umzusehen. Also wuchs sie von ihrer Kiefer weg. Ihre Stämme berührten sich nur noch am Fuß der inzwischen mächtigen Bäume. Von beiden unbemerkt war in der Nachbarschaft eine Kiefer von einem anderen Mutterbaum herangewachsen.
Diese hatte die Fichte schon lange erspäht und war mit ihrer Krone beständig in deren Richtung gewachsen. Mit ihrer neuen Freiheit bemerkte die Fichte auch den schiefen und trotzdem kräftigen Baum. …
Und als einige weitere Jahre ins Land gegangen waren berührten sich ihre Kronen. Da war die Freude groß und die beiden beschlossen ihre Zeit miteinander zu beschließen, indem sie ihre Kronen eng miteinander verflochten. So stehen sie noch heute…
Die verschmähte Kiefer indessen drehte ihre Krone nach Osten und blickt, ebenfalls noch heute, jeden Tag der aufgehenden Sonne entgegen – bis ans Ende ihres langen Baumlebens ohne Partner bleibend, und trotzdem lebensfroh.

Die Dreiecksgeschichte wurde gesehen und den Bäumen abgelauscht im Kirnitzschtal unter den Jahren
Anno 2003

Auch in diesem Herbst stehen die Bäume an ihrem alten Platz.
Sie haben Kyrill und andere Stürme überstanden – und leben ihr Leben.