Dorfkirche Technitz

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#kirchensafari – Die Kirche von Technitz an der Mulde

Es war ein heller Vormittag, als ich den schmalen Weg nach Technitz einschlug. Zwischen den sanften Hügeln östlich von Döbeln liegt das Dorf wie in einer Muldebucht geborgen. Über den Dächern ragt der Turm der Kirche auf, die sich trotz ihrer „nüchternen Architektur“ – so urteilte Cornelius Gurlitt 1903 in seiner Beschreibung der sächsischen Denkmäler – sofort bemerkbar macht. Schon von weitem erkennt man den verputzten Saalbau mit dem markanten Westturm, auf dessen quadratischem Unterbau sich ein achteckiges Obergeschoss mit geschweifter Haube und kleiner Laterne erhebt.

Mittelalterliche Wurzeln und Patrozinium

Bevor man aber ins 19. Jahrhundert schaut, in dem die heutige Kirche entstand, lohnt der Blick zurück in die ältere Geschichte. Die Neue sächsische Kirchengalerie berichtet um 1900, dass die Technitzer Kirche ursprünglich der heiligen Anna geweiht war. Bereits 1480 lässt sich hier ein Altariist nachweisen: Gregor Grumann wird als „Altarii S. Annae in Technitz“ genannt. Mit solchen Altariisten war eine eigene wirtschaftliche Grundlage verbunden; die Kirchengalerie vermerkt, dass sogar ein eigenes Amts- und Wohnhaus vorhanden war. Die Reformation änderte das grundlegend: „Die Einführung der Reformation machte den Funktionen des Altariisten ein Ende; aus dem Altariisten wurde ein Kaplan.“ So beschreibt es die Kirchengalerie. Aus dem geistlichen Nebenamt entwickelte sich das Kaplanat, und das einstige Kaplaneihaus wurde zur Wohnung des Pfarrers bestimmt. Seit 1540 ist eine lückenlose Reihe von Pfarrern belegt – der erste namentlich genannte war Laurentius Wirth. Damit zeigt sich: Die kleine Landkirche an der Mulde war seit Jahrhunderten ein fester Punkt im geistlichen Gefüge zwischen Döbeln und Leisnig. Sie stand nie im Zentrum der Macht, aber sie war für Generationen der Ort von Taufe, Hochzeit und Beerdigung.

Der große Neubau des 19. Jahrhunderts

Um 1800 muss die alte Kirche längst beengt gewesen sein. Die Bevölkerung wuchs, und die bauliche Substanz war in die Jahre gekommen. Mitte des 19. Jahrhunderts entschied die Gemeinde, neu zu bauen. 1851 erfolgte die Grundsteinlegung, der Maurermeister Grellmann aus Mügeln hatte die Pläne geliefert. Die Bauleitung übernahm Gustav Uhlig aus Grünlichtenberg. Gurlitt beschreibt knapp: „Die Kirche ist im Jahre 1851/52 … nach den Plänen des Maurermeisters Grellmann … erbaut worden. Ein rechteckiger Raum mit nach Westen vorgelegtem Thurm in nüchterner Architektur.“ Treffender lässt sich die klassizistische Strenge kaum charakterisieren: keine barocken Schwünge, kein gotischer Maßwerkzauber, sondern klare Formen, ein rechteckiger Saalbau, der sich auf das Wesentliche konzentriert.

Architektur und Raumwirkung

Der Saalraum ist von einem flachen Muldengewölbe überfangen. Das Licht fällt gleichmäßig durch hohe Rundbogenfenster. Auffällig sind die zweigeschossigen Emporen, die den Raum an drei Seiten umlaufen; im Osten sind sie verglast. Dadurch wirkt der Innenraum trotz seiner Einfachheit nicht karg, sondern fast zentralisierend – der Blick sammelt sich auf den Altarraum.


Die Emporenbrüstungen sind schlicht, aber durch Gesimse und Pilaster gegliedert. Zusammen mit der hellen Farbigkeit des Raumes entsteht jene Atmosphäre, die man heute noch erlebt: klassizistisch-sachlich, aber durch Holz, Farbe und Licht gebrochen.

Kanzelaltar und alte Kostbarkeiten

Die Innenausstattung stammt überwiegend aus der Bauzeit um 1853/54. Herzstück ist der Kanzelaltar: Zwei mächtige, kannelierte Säulen tragen ein Gebälk, über der Kanzel hängt ein Christusbild mit ornamentalem Volutenschmuck.
Besonders eindrucksvoll ist jedoch, dass die Gemeinde ältere Stücke bewahrte und in den Neubau überführte:
Der Taufengel von 1759 hängt noch heute über dem Altarraum. Diese barocken Holzfiguren, die bei Taufen herabgelassen wurden, sind selten erhalten.


Der Taufstein ist noch älter: Er stammt von etwa 1563. In Kalkstein gehauen, trägt er Reliefs der biblischen Heilsgeschichte – Arche Noah, Zug durch das Rote Meer, Taufe Jesu – und die Wappen der Adelsgeschlechter von Hausberg, Holda, Weißenbach und Boeckem. Am Fuß sitzen kleine Steinengel.


Von einem Holzepitaph des 17. Jahrhunderts für Georg Christoph von Dölau (†1694) haben sich Fragmente erhalten, die an der Empore angebracht sind.

So tritt die Geschichte des Ortes gleichsam durch die Jahrhunderte hindurch in Erscheinung – das 16. Jahrhundert neben dem 18. und 19., jedes in seiner Sprache, und doch in einem Raum vereinigt.

Die Orgel

Auf der unteren Westempore erhebt sich die Orgel. Sie wurde 1853/54 von Carl Eduard Jehmlich aus Dresden erbaut – einem Orgelbauer, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Sachsens zählte. Das Instrument besitzt zwei Manuale, Pedal und 23 Register. Es fügt sich mit seinem klassizistischen Prospekt harmonisch in die Raumgestaltung ein. Wer heute Gottesdienst oder Konzert in Technitz besucht, hört also ein Stück Originalklang des 19. Jahrhunderts.

Persönliche Nachklänge

Als ich nach dem Rundgang wieder vor die Kirche trat, fiel das Sonnenlicht schräg auf den Turm. Ein nüchterner Bau, gewiss, doch zugleich voller Schätze, die von Generationen weitergegeben wurden. Vielleicht ist es gerade diese Mischung – die Strenge des 19. Jahrhunderts und die Stimmen aus älteren Zeiten –, die den besonderen Reiz von Technitz ausmacht.

Wer sich also auf eine eigene #Kirchensafari begibt: Nehmen Sie sich Zeit für diese Kirche am Hang oberhalb der Mulde. Lauschen Sie der Orgel, betrachten Sie die Reliefs am Taufstein und lassen Sie den Blick über die Emporen schweifen. Die Geschichte von Technitz steckt nicht nur in Archiven, sie lebt in Stein, Holz und Klang bis heute fort. (In Zusammenarbeit mit chatgpt)



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Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.
Psalm 3,3-4





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