Das Kirchlein im Grünen

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#Kirchensafari – Das Kirchlein im Grünen bei Alt-Placht

Ein grauer, stürmischer Sonntagvormittag. Der Wind treibt schnelle Wolken über den Himmel, während sich ein schmaler Waldweg tief in das herbstlich dämmernde Grün hineinzieht. Der Boden ist festgefahren wie ein Feldweg, doch zu beiden Seiten stehen hohe Buchen und Kiefern, deren erste Blätter sich bereits golden und rostrot färben. Ein leises Rauschen geht durch die Kronen, und ab und zu löst sich ein Blatt und segelt vor mir zu Boden. Es ist still, sonntagsstill — kein Fahrzeug, kein anderer Mensch, nur das Knirschen des Weges unter den Schuhen und das Pfeifen des Windes. So führt mich der Weg, wie zu Fontanes Zeiten, durch den märkischen Forst, bis zwischen den Bäumen plötzlich ein kleines Fachwerkkirchlein auftaucht: das „Kirchlein im Grünen“.

Schon der Name klingt fast wie aus einem Bilderbuch, und tatsächlich fügt sich der kleine, fast zierlich wirkende Bau mit seiner schlichten Schönheit vollkommen in die Landschaft ein. Keine hohen Mauern, kein Turm, der weit über die Bäume hinausragt — stattdessen ein rechteckiger Saalbau mit Fachwerkwänden, ein Krüppelwalmdach und ein hölzernes Dachreiterchen, das ein kleines Türmchen ersetzt. Die Kirche liegt ein wenig abseits des Dorfes, umgeben von alten Bäumen, Wiesen und Feldern. Die Stille hier draußen ist fast greifbar — nur der Wind rüttelt an den Zweigen.


Ein Bauwerk des frühen 18. Jahrhunderts

Errichtet wurde das Kirchlein im Grünen um 1700, vermutlich auf den Fundamenten eines älteren Vorgängerbaus. Die Fachwerkwände ruhen auf einem niedrigen Feldsteinsockel, wie er typisch für ländliche Bauten der Mark Brandenburg ist. Der Saalbau ist schlicht, doch sorgfältig gearbeitet. Die Balken sind dunkel abgesetzt, die Gefache hell verputzt — ein reizvoller Kontrast, der sich besonders vor der herbstlich grauen Wolkenkulisse abhebt.

Im Inneren empfängt den Besucher ein kleiner, gedämpft wirkender Raum mit flacher Holzdecke. Durch die kleinen Fenster fällt nur spärlich Licht, sodass eine ruhige, fast andächtige Atmosphäre entsteht. Die Ausstattung ist weitgehend original erhalten und spiegelt den einfachen, aber nicht ärmlichen Geschmack des ländlichen Protestantismus jener Zeit. Besonders bemerkenswert ist die hölzerne Kanzel mit Schalldeckel, die zusammen mit dem kleinen Altar den Mittelpunkt des Raumes bildet. An den Emporen finden sich einfache Brüstungsfelder, und der Raum atmet eine schlichte, würdige Dämmerung, die gut zur abgeschiedenen Lage passt.




Geschichte und Wandel

Alt-Placht war nie ein großer Ort — aber wie viele märkische Dörfer hatte auch dieses kleine Kirchspiel über Jahrhunderte hinweg seine Bedeutung als geistliches Zentrum für die umliegende Feldmark. Der Bau des Kirchleins fällt in eine Zeit, in der sich nach dem Dreißigjährigen Krieg vielerorts einfache Holzkirchen als Ersatz für zerstörte Steinkirchen etablierten. Sie waren kostengünstiger, schneller zu errichten und oft durch die Gemeinde selbst finanziert oder zumindest maßgeblich mitgebaut.


Über die Jahrhunderte blieb das Kirchlein nahezu unverändert. Das mag auch daran liegen, dass Alt-Placht lange abseits großer Verkehrswege lag und keine großflächigen Modernisierungen oder barocken Überformungen erlebte. Lediglich kleinere Reparaturen wurden durchgeführt. Im 20. Jahrhundert jedoch verfiel der Bau zunehmend, zeitweise war er sogar vom Abriss bedroht.


Rettung durch Engagement

In den 1990er-Jahren entdeckten engagierte Bürgerinnen und Bürger das Kirchlein neu. Eine Initiative zur Rettung des „Kirchleins im Grünen“ entstand, getragen von Denkmalpflegern, Einheimischen und Liebhabern märkischer Kirchenarchitektur. Schrittweise wurde das Bauwerk denkmalgerecht instand gesetzt: Dach und Fachwerk wurden saniert, der Innenraum behutsam restauriert. Dabei achtete man darauf, die historische Substanz weitestmöglich zu erhalten. Die Fachwerkkonstruktion wurde gesichert, die Gefache neu verputzt, das hölzerne Gestühl ausgebessert.

Heute präsentiert sich die Kirche in einem Zustand, der sowohl ihren historischen Charme als auch ihre lebendige Nutzung erkennen lässt.

Ein Ort für Kultur und Einkehr

Obwohl Alt-Placht selbst nur wenige Häuser zählt, ist das Kirchlein inzwischen weit über die Region hinaus bekannt. Es wird regelmäßig für Andachten, kleine Konzerte und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Besonders im Sommer zieht es Besucher an, die die Verbindung aus Natur, Geschichte und stiller Schönheit suchen. Wanderer und Radfahrer legen hier Rast ein, und nicht wenige entdecken die Kirche eher zufällig beim Vorbeifahren — um dann länger zu verweilen, als geplant.

Die Kirche gehört heute zur Kirchengemeinde Fürstenberg/Havel. Neben dem gottesdienstlichen Leben spielt die kulturelle Nutzung eine wichtige Rolle. Lesungen, klassische Musik, Chorkonzerte — all das findet in diesem kleinen Raum eine besondere, fast intime Atmosphäre.

Ein Kleinod märkischer Kirchenlandschaft

Das „Kirchlein im Grünen“ von Alt-Placht ist mehr als nur ein hübsches Fotomotiv. Es ist ein selten erhaltenes Beispiel für die ländlich-protestantische Bauweise des frühen 18. Jahrhunderts in Brandenburg. Seine Lage außerhalb des Dorfes, die zurückhaltende Architektur und die stille Würde machen es zu einem besonderen Ort, der Vergangenheit und Gegenwart harmonisch verbindet.

Als ich an diesem stürmischen Sonntag den Rückweg über den Waldweg antrete, pfeift mir der Wind um die Ohren und treibt die Wolken weiter über die Wipfel. Hinter mir verschwindet das Kirchlein langsam zwischen den Bäumen — fast so, als hätte es sich in die Landschaft zurückgezogen. Ein Ort, der leise Geschichten erzählt, wenn man ihm zuhört. (unter Mitarbeit von chatgpt)



Die Linden sind besonders bemerkenswert – sie wurden schon im 15.Jahrhundert gepflanzt!




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Es sei Gutes oder Schlechtes – auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, werden wir hören.
Jeremia 42,6






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