Himmelfahrt aka Vatertag aka Männertag
für alle die vergessen haben wofür der tag ürsprünglich wirklich stand – prost! für alle die es interessiert eine kleine zusammenfassung anhand des sandsteinaltars in der kirche miltitz welche ich ja letzte woche besuchte.
der altar von 1644, geschaffen von Melchior Kuntze aus Meissen,im ganzen:
und die sandsteinarbeit noch einmal grösser
Die religiöse und theologische Bedeutung des Miltitzer Altars
Aufbau und dargestellte Szenen des Altars
Der Altar in der Dorfkirche Miltitz (ein Sandsteinaltar von 1622) zeigt in mehreren Reliefbildern zentrale Ereignisse aus dem Neuen Testament . Im Mittelpunkt des Altarschreins steht die Kreuzigung Christi, flankiert von weiteren Figuren. Darüber und darunter sind weitere biblische Szenen dargestellt: Das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, die Auferstehung Christi sowie die Himmelfahrt Christi . Diese vier Motive – Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt – decken die Kernpunkte des christlichen Heilsgeschehens ab und machen die heilsgeschichtliche Bedeutung des Altars unmittelbar deutlich. Solche Altarbilder sind nicht bloß dekorativ; sie „erzählen vom Glauben – genauer vom Heilswerk Gottes an dem Menschen“ . Durch die Anordnung der Szenen entfaltet der Altar gleichsam die Passions- und Ostergeschichte: beginnend mit dem letzten Mahl Jesu, über sein Leiden und Sterben am Kreuz, bis hin zum Sieg über den Tod in der Auferstehung und seiner Erhöhung in der Himmelfahrt.
Links und rechts unten am Altarschrein sieht man zudem kniende Figuren in Gebetshaltung, vermutlich die Stifter des Altars. Sie sind deutlich kleiner dargestellt als die zentralen heiligen Figuren, was üblich ist, um ihre demütige Stellung vor dem Heilsgeschehen zu zeigen . Diese Stifterfiguren – wahrscheinlich Angehörige der lokalen Adelsfamilie oder Patronatsherren – knien betend zum gekreuzigten Christus hin und verweisen darauf, dass die dargestellten Erlösungsgeschehnisse alle Gläubigen einschließen. Auch Inschriften sind am Altar erkennbar. Soweit sie lesbar sind, dürften sie Bibelzitate oder fromme Leitsprüche wiedergeben, die den gezeigten Szenen eine textliche Verankerung geben. Beispielsweise ist am Kreuz häufig die Inschrift “INRI” zu sehen – das lateinische Kürzel für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum („Jesus von Nazareth, König der Juden“) , wie es laut biblischem Bericht auf der Titelschrift des Kreuzes stand. Solche Inschriften unterstreichen die christliche Botschaft der Szenen und identifizieren die Figuren eindeutig.
Im Folgenden werden die vier Hauptszenen – das Abendmahl, die Kreuzigung, die Auferstehung und die Himmelfahrt – in ihrem theologischen Gehalt näher untersucht. Dabei wird deutlich, welche zentralen Glaubensaussagen jeder Bildausschnitt vermittelt und wie Symbole und Gestalten im Kontext des christlichen Glaubens zu deuten sind.
Das letzte Abendmahl: Stiftung des neuen Bundes
Im unteren Bereich des Altars ist als Relief das Letzte Abendmahl Jesu mit den zwölf Jüngern dargestellt . Theologisch steht diese Szene für die Einsetzung des Abendmahls (Eucharistie) und den neuen Bund, den Jesus mit seinem bevorstehenden Opfertod stiftet. Jesus teilt Brot und Wein an seine Jünger aus und spricht die berühmten Worte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ . In diesem Satz drückt sich der Glaube aus, dass Christus sich selbst hingibt – sein Leib und Blut werden im Brot und Wein gegenwärtig. Aus christlicher Sicht ist das Abendmahl somit mehr als ein Abschiedsmahl: Es ist Sakrament, in dem die Gemeinde bis heute der Hingabe Christi gedenkt und real an seinem Opfer teilhat.
Durch die Darstellung des letzten Abendmahls auf dem Altar wird die Verbindung zwischen Kreuzesopfer und Abendmahl betont. In der lutherischen Tradition gilt das Abendmahl als „Sichtbares Wort“ Gottes – ein Zeichen und Mittel, durch das die Vergebung der Sünden und die Gemeinschaft mit Christus empfangen werden. Der Altar ist ja der Ort, an dem real das Abendmahl gefeiert wird; indem das Relief dieses Ursprungsereignis zeigt, wird den Gläubigen vor Augen geführt, was in jeder Feier des Abendmahls geschieht: Christus gibt sich selbst für uns. Die Anwesenheit aller zwölf Apostel um Jesus herum symbolisiert außerdem die entstehende Gemeinschaft der Gläubigen (die Kirche), die durch Christi Opfer vereint wird. Jeder Christ ist eingeladen, an diesem Mahl teilzuhaben und dadurch in den Segen des Kreuzestodes einzutreten.
Auch symbolische Details dieser Szene tragen theologische Bedeutung: Brot und Wein stehen für den Leib und das Blut Christi, die er “für euch gegeben” hat (Lk 22,19) – Hinweis auf das stellvertretende Opfer. Oft wird auf Altardarstellungen des Abendmahls auch ein Kelch besonders hervorgehoben, denn Jesus spricht vom Kelch des neuen Bundes in seinem Blut. Das verweist auf die alttestamentliche Vorstellung, dass ein Bund durch Blut besiegelt wird – hier schließt Gott einen neuen Bund mit den Menschen durch das Blut Jesu. Insgesamt verkörpert das Abendmahlsbild am Altar die Zusage: Christus ist gegenwärtig unter den Seinen, er nährt sie geistlich und schenkt Vergebung. Diese Szene bereitet somit auf die Kreuzigung vor, indem sie zeigt, dass Jesus sein Opfer bewusst und liebevoll als Bund für die Menschheit einsetzt.
Die Kreuzigung: Opfergang und Erlösung der Welt
Die zentrale und auffälligste Darstellung des Altars ist die Kreuzigung Jesu Christi. Hier wird der Kern des christlichen Glaubens dramatisch vor Augen geführt: Der Sohn Gottes stirbt am Kreuz, um die Menschen zu erlösen. Nach christlicher Lehre hat Gott „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ . Genau diese Heilsaussage – dass Gott aus Liebe seinen Sohn für die Rettung der Welt hingibt – wird im Bild des Gekreuzigten dargestellt. Jesus hängt mit ausgebreiteten Armen am Holz des Kreuzes, was für Christen zum Symbol der Versöhnung geworden ist: Er nimmt die Schuld der Welt auf sich und eröffnet den Weg zur Vergebung der Sünden.
Um das Kreuz sind weitere Figuren versammelt, die in der Passionsgeschichte genannt werden. Zu beiden Seiten des sterbenden Jesus werden meistens Maria, die Mutter Jesu, und der Jünger Johannes gezeigt. Maria steht oft trauernd unter dem Kreuz; in ihr verkörpert sich die Menschheit, die mitleidet, aber auch der Gehorsam des Glaubens: Sie hatte Jesu Lebensweg von der Krippe bis zum Kreuz begleitet und wird nun – wie es Simeon geweissagt hatte – von Schmerz durchbohrt. Johannes, der vom Herrn geliebte Jünger, steht ebenfalls nahe beim Kreuz, oft mit schmerzverzerrtem Gesicht oder betender Haltung. In der biblischen Überlieferung übergibt Jesus vom Kreuz herab seiner Mutter Maria an Johannes (Joh 19,26-27) – ein Akt der Fürsorge mitten im Leiden. Theologisch zeigt dies, dass Jesu Tod nicht Verzweiflung bedeutet, sondern sogar am Kreuz noch Liebe und neue Gemeinschaft stiftet (Maria wird zur Mutter des Jüngers, was auch sinnbildlich für die entstehende Kirche gelesen werden kann).
Mitunter werden im Kreuzigungsrelief weitere Elemente oder Personen dargestellt: Beispielsweise kann ein Schädel am Fuß des Kreuzes liegen – Zeichen dafür, dass das Kreuz auf Golgatha („Schädelstätte“) stand, aber auch Symbol dafür, dass Christi Tod den Tod (den „alten Adam“) überwindet. Häufig sieht man auch die kleine Tafel mit der Inschrift INRI am oberen Balken des Kreuzes. Diese lateinische Inschrift bedeutet „Jesus von Nazareth, König der Juden“  – so lautete die Anklage, die Pilatus anbringen ließ. Aus christlicher Sicht erhält dieser Spott-Titel jedoch eine tiefe Wahrheit: Jesus ist König – allerdings ein König, der durch leidenden Dienst und Opfer herrscht, nicht durch weltliche Macht. Die Dornenkrone auf Jesu Haupt, falls sichtbar, unterstreicht dies ebenfalls: Sie ist Zeichen der Verspottung durch die Soldaten, doch für Gläubige wird sie zum Symbol seiner königlichen Würde in der Selbsterniedrigung.
Die Kreuzigungsszene verkündet somit den Sühnetod Christi. Hier erfüllt sich alttestamentliche Prophetie (z.B. das Lied vom leidenden Gottesknecht in Jesaja 53: „Er ist um unsrer Missetat willen verwundet“). Christen glauben, dass Jesus freiwillig den Tod auf sich nahm, um die Strafe der Sünde zu tragen und uns den Zugang zu Gott zu öffnen. In der Kunst wird dieses Opfer oft durch die Haltung Jesu betont – sein leidender Körper, die ausgebreiteten Arme laden aber auch alle ein, zu ihm zu kommen. „Es ist vollbracht!“, ruft Christus den Überlieferungen zufolge am Kreuz (Joh 19,30) – der Altar verbildlicht dieses Vollbrachtsein: Die Erlösung ist geschehen.
Die Wirkung auf den Betrachter ist theologisch bedeutsam. Gläubige, die zum Altar blicken, sehen den Gekreuzigten und werden eingeladen, in Dankbarkeit und Anbetung darauf zu antworten. Darum knien auch die erwähnten Stifterfiguren unten im Bild in Gebetshaltung: Sie zeigen exemplarisch, wie der Mensch angemessen auf das Kreuz reagieren soll – nämlich mit demutsvoller Hingabe, Buße und Vertrauen. Die Stifter (vermutlich die Erbauer oder Finanziers des Altars) lassen sich selbst in die Kreuzigungsszene „hineinbeten“. Damit bekunden sie ihren Glauben, dass Christi Tod für sie persönlich wirksam ist. Für die Gemeinde sind sie Vorbilder der Frömmigkeit. Ihre geringere Größe im Vergleich zu den biblischen Hauptfiguren zeigt: Christus und sein Heilsgeschehen sind das Große – der Mensch tritt gläubig kleiner daneben . So verkündet der Altar in der Kreuzigungsdarstellung die zentrale Botschaft: Am Kreuz vollzieht sich die Erlösung, aus Gottes Liebe heraus, und jeder einzelne ist eingeladen, sich im Gebet darunter zu stellen und dieses Geschenk des Heils anzunehmen.
Die Auferstehung: Sieg des Lebens über den Tod
Ein weiteres Relief des Altars zeigt den Ostermorgen, nämlich die Auferstehung Jesu Christi von den Toten . Theologisch steht die Auferstehung für den Sieg des Lebens über den Tod und die göttliche Bestätigung von Jesu Mission. Nachdem Christus am Kreuz gestorben und ins Grab gelegt wurde, bricht am dritten Tag das Osterwunder an: Jesus verlässt das Grab lebendig. In der Darstellung ist der auferstandene Christus oft mit strahlendem Heiligenschein oder im leuchtenden Gewand zu sehen, um seine Verklärtheit deutlich zu machen. Häufig hält er eine Siegesfahne – ein weißes Banner mit rotem Kreuz –, ein ikonographisches Symbol dafür, dass er als Sieger aus dem Grab hervorgeht. Zu seinen Füßen können römische Wächter liegen, die vor Schrecken zu Boden gefallen oder ohnmächtig sind, was aus dem Matthäus-Evangelium stammt (Mt 28,4). Diese Details betonen: Kein irdischer Wächter und kein Siegelstein konnte die Macht Gottes aufhalten.
Die Auferstehung ist der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens: „Ist Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube vergeblich“, schreibt der Apostel Paulus (1. Kor 15,17). Daher vermittelt diese Altarszene die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Jesus Christus überwand den Tod und hat damit den Gläubigen die Aussicht auf ewiges Leben eröffnet. In Johannes 11,25 sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe“ . Genau das wird hier verbildlicht: Christus selbst ist das Leben, und wer mit ihm verbunden ist, wird durch den irdischen Tod hindurch zum Leben gelangen. Seine leibliche Auferstehung ist das Unterpfand dafür, dass auch die Glaubenden auferstehen werden in Herrlichkeit.
In der bildlichen Darstellung mag Christus über dem leeren Grab stehen oder schweben. Das leere Grab selbst symbolisiert, dass Jesus wirklich leiblich auferstanden ist – der Tod konnte ihn nicht halten. Manchmal sind Engel anwesend (entsprechend der biblischen Berichte, wo Engel den Frauen am Grab die Auferstehung verkünden). Theologisch bedeuten die Engel: Die Auferstehung ist Gottes Werk, in das der Himmel selbst involviert ist. Die Soldaten hingegen, die wie tot am Boden liegen, verkörpern die Ohnmacht menschlicher Macht gegenüber Gottes Leben spendender Kraft.
Für die Gemeinde, die diesen Altar betrachtet, verkörpert die Auferstehungsszene Trost und Zuversicht. Sie sagt: So wie Christus auferstanden ist, gibt es auch für uns Hoffnung über das Grab hinaus. Christus ist der „Erstling“ der Entschlafenen – wer zu ihm gehört, darf mit ewigem Leben rechnen. Zudem bestätigt die Auferstehung Jesus als den Sohn Gottes. Alles, was Jesus gelehrt und am Karfreitag erwirkt hat, wird durch Ostern beglaubigt. Daher steht die Auferstehungsdarstellung oft strahlend und triumphierend da, in bewusstem Kontrast zur vorhergehenden Kreuzigungsszene: Die Dunkelheit des Todes weicht dem Licht des neuen Lebens. Der Altar führt den Betrachter so vom Tiefpunkt (Tod am Kreuz) hinauf zum Höhepunkt (Überwindung des Todes) – eine Bewegung, die den grundlegenden Rhythmus des christlichen Glaubens widerspiegelt: erst das Kreuz, dann die Krone.
Die Himmelfahrt: Christi Erhöhung und bleibende Herrschaft
Als krönender Abschluss der dargestellten Heilsgeschichte zeigt der Altar die Himmelfahrt Christi . Nach biblischem Bericht erschien der auferstandene Jesus seinen Jüngern vierzig Tage lang und fuhr dann vor ihren Augen zum Himmel auf (Apg 1,3-11). In der Altarabbildung wird Jesus typischerweise über den Wolken schwebend oder gen Himmel aufsteigend dargestellt, oft mit segnend erhobenen Händen. Die zurückbleibenden Jünger könnten am unteren Bildrand gezeigt sein, staunend und anbetend zum Himmel blickend. Zwei Engel werden manchmal ebenfalls dargestellt, denn laut Apostelgeschichte standen bei der Himmelfahrt zwei Engel, die den Jüngern verkündeten: „Dieser Jesus, welcher von euch in den Himmel aufgenommen wurde, wird (einst) so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (vgl. Apg 1,11). Die Himmelfahrtsdarstellung am Altar hat somit eine doppelte Botschaft: Christi Erhöhung jetzt und seine Wiederkunft in der Zukunft.
Theologisch bedeutet die Himmelfahrt, dass der irdische Auftrag Jesu vollendet ist und Christus nun zur Rechten Gottes erhöht ist. Er nimmt seinen Platz als Herrscher des Himmels und der Erde ein. In Markus 16,19 heißt es: „Der Herr wurde aufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Für die Gläubigen ist das ein Trost: Jesus ist nicht verschwunden, sondern hat seine Herrschaft angetreten – er regiert als lebendiger Herr weiter. Gleichzeitig verheißt die Himmelfahrt, dass Jesus der Gemeinde den Heiligen Geist senden wird (was an Pfingsten geschah) und dass er am Ende der Zeiten wiederkommen wird in Herrlichkeit, um alles vollends zu erlösen.
In der bildlichen Symbolik der Himmelfahrtsszene kann man manchmal nur die Fußabdrücke Jesu auf der Erde sehen (eine volkstümliche Legende) oder ihn in einer Mandorla (ovalen Lichtform) gen Himmel fahren sehen. Die Wolke, die ihn aufnimmt, symbolisiert die göttliche Sphäre und die verborgene Gegenwart Gottes. Für die zurückbleibenden Jünger – und die ganze Kirche – bedeutet die Wolke: Christus entzieht sich dem sichtbaren Zugriff, aber er bleibt in seiner Gottheit bei uns. „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20) – dieses Christuswort wird in der Himmelfahrt impliziert.
Die Himmelfahrtsdarstellung auf dem Altar macht den Gläubigen deutlich, dass Jesus der erhöhte Herr ist. Er ist nicht nur auferstanden und dann irgendwohin verschwunden, sondern er lebt und herrscht jetzt bei Gott. Daraus ergibt sich der Aufruf an die Gemeinde, in der Zwischenzeit treu zu bleiben und in Erwartung seiner Wiederkunft zu leben. Die Engelworte in Apg 1,11 (siehe oben) verweisen darauf: So gewiss Christus aufgefahren ist, so gewiss wird er wiederkommen. Der Altar hält diese Spannung präsent: Christus ist entrückt, aber nicht für immer weg – er wird wiederkommen in Macht und Herrlichkeit. Bis dahin aber ist er durch seinen Geist bei uns und wird als König im Himmel verehrt. Die Himmelfahrtsszene ist also ein Bild der Hoffnung und der Ausrichtung nach oben: Die Gemeinde soll ihren Blick auf den erhöhten Herrn richten, wie die Jünger im Bild nach oben schauen, und zugleich im Vertrauen leben, dass Christus für sie eintritt.
Stifterfiguren und Inschriften: Menschliche Antwort und Verankerung im Wort
Besondere Beachtung verdienen die knienden Figuren in Gebetshaltung am unteren Rand des Altars (links und rechts). Hierbei handelt es sich, wie erwähnt, vermutlich um die Stifter des Altars – also jene Personen (meist adlige Grundherren oder Gemeindevorsteher), die den Altar im 17. Jahrhundert gestiftet haben. Ihre Darstellung im Altarbild ist theologisch und fromm motiviert: Die Stifter wollten sich selbst in dem Heilsgeschehen verewigt sehen, jedoch nicht als stolz präsentierte Persönlichkeiten, sondern als demütig Betende. Sie knien mit gefalteten Händen und blicken zum Kreuz oder zum auferstandenen Christus hin. Dadurch bringen sie zum Ausdruck, dass sie sich unter den Segen des Erlösungswerkes stellen. Ihre Anwesenheit symbolisiert stellvertretend alle Gläubigen, die dieses Heilstat mystisch miterleben und daraus ihren Trost schöpfen.
Die Kunstgeschichte zeigt, dass in vielen Altären Stifterfiguren kleiner dargestellt sind als die Heiligen oder biblischen Hauptpersonen – so auch hier: „Sowohl die Stifterfigur … sind ihrer Bedeutung entsprechend kleiner dargestellt“  im Vergleich zu Christus, Maria und den Aposteln. Diese Größenstaffelung signalisiert Demut: Die irdischen Spender treten hinter dem Heilsgeschehen zurück. Dennoch sind sie präsent, oft in zeitgenössischer Kleidung ihrer Epoche, manchmal mit Wappen oder Inschrifttäfelchen versehen, die ihren Namen nennen. Dadurch wird deutlich: Die Heilstatsachen von Kreuz und Auferstehung sind nicht bloß historische Geschichten, sondern etwas, das konkrete Menschen persönlich annehmen. Die Stifter bringen mit ihrer Gebetshaltung die rechte menschliche Antwort auf Gottes Heilshandeln zum Ausdruck – Glaube, Dank und Hingabe.
Die Inschriften am Altar (sofern vorhanden und erkennbar) untermauern den biblischen Bezug der Bildszenen. Oftmals wurden unter Reliefs kurze Bibelverse oder Sinnsprüche eingraviert. Zum Beispiel könnte unter dem Abendmahlsrelief das Wort „Das tut zu meinem Gedächtnis“ stehen, als direkter Verweis auf Jesu Gebot zur Feier des Mahls . Unter einer Kreuzigungsdarstellung findet sich manchmal ein Vers wie „Wahrlich, er hat unsere Krankheit getragen“ (vgl. Jes 53,4) oder ein neutestamentliches Zitat wie „Christus hat uns erlöst“. Ebenso denkbar wäre ein Vers zur Auferstehung – etwa „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“ (Lk 24,34) – oder zur Himmelfahrt – z.B. „Er sitzt zur Rechten Gottes“ (Markus 16,19). Selbst wenn die genauen Inschriften des Miltitzer Altars nicht (mehr) leicht zu lesen sind, lässt ihre Präsenz darauf schließen, dass die Bilder durch Wortzeugnis ergänzt wurden. Bild und Wort zusammen verkünden die Botschaft.
Die schon erwähnte Inschrift „INRI“ auf der Tafel am Kreuz ist ein besonderes Beispiel: Sie entstammt direkt dem Johannesevangelium (Joh 19,19) und lautet vollständig „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Für die gläubige Deutung verweist diese Inschrift darauf, dass Jesus tatsächlich der verheißene König (Messias) ist – allerdings in geistlicher Dimension. Die Kreuzesinschrift wurde in drei Sprachen geschrieben (Hebräisch, Griechisch, Latein) , was mancherlei symbolisch gedeutet wird (Herrschaft Jesu über die ganze Welt, Verkündigung an alle Völker). So zeigt selbst diese kleine Texttafel am Kreuz, dass Jesu Tod eine universale Bedeutung hat.
Insgesamt dienen die Inschriften am Altar also der Vertiefung der theologischen Aussage. Sie erklären gewissermaßen die Szenen oder fügen einen originalen Bibelvers hinzu, der das Gesehene interpretiert. Durch die Verbindung von Text und Bild wird dem Betrachter geholfen, die richtige Lesart des Dargestellten zu finden – nämlich im Lichte der Heiligen Schrift und der christlichen Lehre. So bleibt der Altar kein stummes Kunstwerk, sondern wird zum lehrhaften Prediger: Er spricht durch Bild und Wort.
Als Beispiel noch die Abendmahl-Szene mit den zugehörigen Inschriften
So steht der Altar von Miltitz als Zeugnis der christlichen Lehre in Stein gehauen da – ein Zeugnis, das die Zeiten überdauerte und heute wie damals die gleichen Wahrheiten verkündet: Christus hat den Tod überwunden; glaubt an ihn und habt Leben in Fülle!
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ich danke chat.gpt für das fassen meiner gedanken in worte – ich hätte an diesem text jahre gesessen. wenn jemand sachliche oder formale fehler findet – ich bin dankbar für jeden hinweis!
und nun auch jenen die bis hierher durchgelesen haben ein kräftiges PROST Männertag. natürlich mit grüner fassbrause!
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nachtrag
natürlich haben wir uns auch bewegt an diesem vatertag – aber erst nachdem der artikel fertig war. mit dem radl gings eine kleine runde durch den dresdner süden. nachzuradeln hier. mit alten brücken und kirchen am wegesrand
eine feine kleine runde so am abend.
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