Tag: 1. November 2019

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allerheiligen

allerheiligen folgt direkt auf den reformationstag! und ist bei mir wann immer es geht brückentag. heute allerdings ohne über brücken zu gehen. im gegenteil ich war indoor was beguggn. was (ganz entfernt) durchaus mit dem heutigen tag zu tun hat.

den dresdner totentanz.

urprünglich zwischen 1533 und 1535 von kurfürst georg dem bärtigen im georgentor integriert (dort zwischen 2 und 3 etage richtung elbe in die fassade eingelassen) wurde das relief unter august dem starken wegen bauarbeiten am georgentor abgenommen und der kirchgemeinde von dresden neustadt überlassen. das bei dieser aktion 5 figuren zu bruch gingen nahm einfach hin. erst 1721 wurde er in die mauer des alten friedhofs auf der rähnitzgasse integriert wobei wenigstens 4 der 5 kaputten figuren ersetzt wurden. 1733 musste das relief schon wieder umziehen, der alte friedhof wurde aufgelassen um die dreikönigskirche bauen zu können. dort wurde er auch nach beginn des wiederaufbaus 1984 witterungsgeschützt und unter grossen mühen restauriert untergbracht und ist noch heute zu besichtigen.

und das haben wir heute getan

 

totentanz I by dirk derbaum on 500px.com

 

totentanz II by dirk derbaum on 500px.com

 

 

bessere bilder gingen heut nicht – eine geführte gruppe von touristen hat das gestühl besetzt und so kam ich nur von den seiten ran…
was dem ganzen hier fehlt sind die z.t. bitterbösen verse die unter den einzelnen reliefteilen standen (zum teil sind sie noch an der friedhofsmauer des inneren neustädter friedhofs zu lesen)

 

“Wenn du kommst und wenn du gehst
wo du bist und wo du stehst,
denke dass du sterben musst.


Komm, alter Vater, komm,
ich muss dich nun begraben,
weil dich die Leute hier nicht länger wollen haben,
dass aber deiner nicht so ganz vergessen sey,
stehst du im Bildnis da mit einer Clerisei.
Der Kaiser folget mir sammt allen Potentaten,
kein König thut mir’s nach an Ruhm wie auch an Taten.
Der Fürst und Grafe stirbt, es stirbt der Rittermann,
weil niemand, wer es sei, sich mein erwehren kann.

Ihr seid hier alle gleich. Wenn einer wär vom Adel,
ein Ratsherr bei der Stadt, ein Meister ohne Tadel,
Soldat und Bauersmann,  ein Mann mit einem Bein,
muss er doch in Person mit an den Tanze sein.


Und ihr müsst auch mit dran, kein Weib aus allen Ständen
wird mir in diesem Tanz entwischen aus meinen Händen.
Der junge Mann muss fort, das Kind, der alte Greis,
weil man an diesem Ort von Unterschied nichts weiß.


So wird eines nach dem andern
hin zu seinem Grabe wandern,
bis wir endlich alle seyn.

texte von magister hilscher

 

in diesem sinne einen schönen abend…

 

***
 

nachtrag:
ich hab noch ein wenig gespielt und die software mal glühen lassen – ich glaube so kann man die einzelnen figuren besser erkennen

 

 

dem tod folgen der papst, der kardinal, der bischof, und der domherr. der abt. der prediger und der mönch.

 

 

und nochmal nach dem tod – die weltlichen herrscher – der kaiser und der könig, der herzog und der kanzler, der graf und der ritter. (der herzog trägt hier georgs züge, er wendet sich traurig, einen letzten rosenkranz betend, zum kanzler um und ihm wird klar – auch ihm ist beschieden im reigen aller mitzugehen…)

 

 

den herrschern folgen die stände – der ratsherr, der werkmeister (hier der hans schickentantz mit winkelmass und hacke), der soldat mit der streitaxt, der bauer mit dem dreschflegel. und hinterdrein, auf seinem hölzernen stelzfuss, der bettler.

 

 

auch die weibsbilder sind mit dran. die behäbig fromme äbtissin, die stolzgeschmückte fürstin mit barbaras (georgs frau) und die bauersfrau mit der gänsekiepe (in der die gänse noch munter schnattern). sie alle müssen zum letzten tanz!

den schluss des tanzes bilden der geizhals, der seinen geldsack noch im tode umklammert um ihn vor dem bettler den ein kind führt zu beschützen. sie alle nimmt der tod tanzend mit…

und mein schluss nun – alle noch einmal in voller schönheit

 

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von sühnekreuzen, kapellen und wegsäulen

zu den kreuzen kommen wir später hier. erst einmal zur kapelle bzw. dem weg dahin.

 

wald

 

unser ausflug am sonntag hat so spass gemacht und noch sachen offengelassen – also sind wir noch einmal ins östlichste osterzgebirge gefahren. um die peter-paul-kapelle in krasny les zu besuchen zu der es uns am sonntag zu weit war. und wir haben sie gefunden:

 

 

hinten lugt sie durch die bäume.

 

kapelle II by dirk derbaum on 500px.com

 

kapelle III by dirk derbaum on 500px.com

 

 

da steht sie – irgedndwo im nirgendwo. neben dem alten kellergeschoss

 

 

eines gebäudes des aufgelassenen teils von schönwald.
von aussen wurde sie in den letzten jahren wohl mal saniert (ich hab irgendwo was von 500000€ gelesen), auch das dach ist neu. aber von innen ist noch einiges zu tun!

 

 

der geneigte leser beachte das naive altarkreuz! 😉 – so ganz sicher bin ich mir nicht – offiziell steht geschrieben die kapelle sei die peter-paul-kapelle. errichtet vom müllermeister ferdinand rosenkranz im jahre 1840. in der kapelle dagegen ein zettel der sie als thomaskapelle ausweist. erbaut schon 1683 und nach dem heiligen thomas zu striesen benannt. er soll einmal im monat alle bedürftigen zum essen eingeladen haben. – ich lass das jetzt mal so stehen, kann es weder belegen noch widerlegen.

zurück ging es nicht durch den oelsengrund sondern über die alte schönwalder strasse und die alte dresden-teplitzer poststrasse.
aber dazu komme ich später – sonst wird das hier zu lang. ich schreib noch mindestens einen artikel dazu – der sich dann mit den kreuzen und wegsäulen beschäftigt. versprochen.
wer unsere tour nachvollziehen möchte – das geht hier und hier (danke an frau r4pun2el)!

 

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